Amateurfußball vs. Regen

20.03.2017 16:31

 

In eigener Sache: Jaja, das leidige Thema der Spielabsagen im März / April hat wieder Einzug auf den deutschen Amateursportplätzen. Wir kennen und lieben es.

Kaum hat sich der Schnee verabschiedet und die kalten Minusgrade klettern auf Temperaturen im zweistelligen Bereich, kommen die Hasen und Igel aus ihrem Winterschlaf hervor und haben das runde Leder wieder für sich entdeckt. Folglich steigt die Trainingsbeteiligung um satte 200% (von 5 auf 15). Kaum ist man auf Sendung und kann 10 Meter ohne hinzufallen sprinten, möchte man sich auch schon wieder am liebsten mit den Ronaldo´s der Kreisklasse duellieren.

Doch dann: Regen, Regen, Regen... naja und weil Dauerregen + Pfütze = See und Dauerregen + Flüssen = Bäche ist, kommt es wie es kommen muss: Spielabsage! Für die einen bestes Fußballwetter, für die anderen eine Zumutung der filigranen Ballbehandlung. Da steht also nun der Schiedsrichter oder Platzwart vor 30 ausgewachsenen, mehr oder minder talentierten, Amateurkickern und muss sich von der einen Seite anhören mal eher abzusagen (schließlich hätten alle ausschlafen können) während die andere Hälfte die Gelegenheit bekommt, ihre nächtliche Eskapade vom Vorabend zu Hause auszukurieren.

Aber sein wir mal ehrlich: So richtiges Fritz-Walter-Wetter ist schon was Feines. Sich im Schlamm zu wälzen, die Power-Grätsche herauszuholen, um 10 Meter zu rutschen ehe man lautstark in der Bandenwerbung einschlägt und von den eigenen Fans frenetisch gefeiert wird (die 3-5 Ultras die sich mit Regenschirm in der einen und Frühstücksbierchen in der anderen Hand auf den Platz verirrt haben). Ja, das ist Fußball für echte Männer! Willkommen in der Kreisklasse!

Nach 90 Minuten stehen sich dann die 22 - 28 Hochleistungssportler im Mittelkreis wie Gladiatoren nach nem ordentlichen Löwenkampf gegenüber und wünschen sich mit einem mehr oder minder lautem „Gut Sport!“ einen schönen Restsonntag .

Beim anschließenden Blick auf den ehemaligen englischen Rasen zeigt sich dann aber in der Regel, dass das Geläuf ziemlich gelitten hat. Die minuziöse, liebevolle und stundenlange Arbeit des örtlichen Platzwarts wurde innerhalb kürzester Zeit ruiniert. Mit einem kurzen Schulterklopfer wird dieser dann von einem Spieler mit den Worten: „Das bekommste schon wieder hin“, verabschiedet, bevor es in die Kabine geht um sich die erste Maurerbrause des Tages zu gönnen (es ist ja schon halb eins).

Angeschossen Zuhause angekommen, wird der Mann (oder Sohn) dann schon wahlweise von Frau, Freundin oder Mutter mit den warmen Worten: „Oh Gott, du Armer! Das hat doch die ganze Zeit geregnet?!“, in Empfang genommen. Mit bestätigendem Kopfnicker geht’s dann direkt ab auf´s Sofa. Das Wetter daheim wird dann mit Blick in die Sporttasche auch etwas schlechter. Da soll der Weiße Riese mal zeigen was er kann.

So weit so gut. Aber was macht der Hobby-Boltzer wenn das Spiel vor Ort abgesagt wird?! Klar, erstmal gegen den Schiedsrichter Stimmung machen und die Grünfläche für bedingt spieltauglich freigeben. Aber leider hat sich der Rest der Mannschaft bereits wieder auf die Socken gemacht oder Sitzt bereits an der langen Kieferplatte im Vereinsheim, um seinem Lieblingstier, dem Zapfhahn, bei der Arbeit zuzusehen. Eigentlich wäre der angebrochene Sonntag eine gute Gelegenheit gepflegt seine Steuererklärung zu machen oder die von der Regierung seit Wochen geforderte Reparatur des Abflusses mal in Angriff zu nehmen. Aber sein wir mal ehrlich: Zuhause weiß niemand, dass das Spiel ausgefallen ist… und wo kein Kläger, da kein Richter. Also gesellt man sich eben dazu und philosophiert über die politische Lage Europas oder outet sich als Wirtschaftswachstumsexperte. Nach dem vierten Hopfentee wird man dann neben dem Wirtschaftsexperten wahlweise auch Soziologe, Pädagoge und in ganz schlimmen Fällen auch Psychologe.

Aber eine Sache ist doch für uns alle schön. Egal ob bei Fritz-Walter-Wetter (1) Fußball spielen oder bei Spielabsage mit den Buddy´s zusammensitzen: Wir hatten alle Spaß :-)

(1) Anmerkung: Gibt es eigentlich überhaupt noch jemanden, dessen Name für die Bezeichnung einer bestimmten Wetterlage benutzt wird? Franz-Beckenbauer-Blitz, Miroslav-Klose-Sturm, Robert-Huth-Glut oder die berühmte Rudi-Völler-Tante-Käthe-Kälte….??? Man weiß es nicht.